EVI und RUEDI

Fünf Wochen auf einem Hausboot, ist das möglich?
so fragten mich meine Arbeitskollegen und Freunde. Wie sind wir auf diese Idee gekommen? Meine Pensionierung steht bevor, und ich wollte diesen neuen Lebensabschnitt mit einem bleibenden Erlebnis beginnen. Hausbootferien waren für uns immer ein spezielles, sehr erholsames und doch auch herausforderndes Erlebnis. Darum war es für uns naheliegend, einmal eine grössere Strecke auf den Kanälen Frankreichs zu befahren, am liebsten eine Rundreise. Beim Betrachten der Kanalkarten war schnell ersichtlich, dass es gar nicht viele Möglichkeiten für eine fünfwöchige Rundtour gibt.

Evi und Rudi bereiten ihre Kreuzfahrt vor
Für genauere Abklärungen fuhren wir im Oktober für ein paar Tage nach Frankreich, ins Elsass, nach Lothringen und Burgund. Unser Ziel: Ein Hausboot zu finden, das im nächsten Jahr für ein paar Wochen unser Zuhause sein wird. Wir haben einige Adressen von Bootsbasen im Internet herausgefunden und suchten diese auf. Es zeigte sich, dass die meisten Schiffsvermieter keine Rundtouren anbieten, weil die Strecke bis 350 km Entfernung von der Basis für die Pannenhilfe zu gross wird. In Lagarde, bei Navig France, wurden wir fündig. Schon beim Anblick der vielfältigen Schiffsflotte schlug unser Herz höher. Bei ersten Erkundigungen im Büro waren wir angenehm überrascht, uns auf Deutsch verständigen zu können. Herr Patrice Yax beriet uns freundlich und kompetent. Wir fassten die Strecke Lagarde-Nancy-Toul-Vitry-le-François-Reims-Sedan-Verdun-Nancy-Lagarde ins Auge und entschieden uns für die „Framboise“, ein gut eingerichtetes, gemütliches Boot für 2-4 Personen.

Der ersehnte Tag ist da!
Ein Jahr später, Mitte September, ist es soweit: unser Yaris, beladen mit wenig Hausrat, etlichen warmen und regenbeständigen Kleidern, mit Früchten und Gemüse aus unserem Garten, und unseren eigenen Velos, bringt uns nach Lagarde. Unser gemietetes Boot liegt bereit im Hafen, wir können unsere Siebensachen an Bord bringen und uns einrichten. Ein paar zusätzliche Küchentücher benötigen wir noch, ein kleiner Campingtisch wäre auch ganz praktisch; alle Wünsche werden uns erfüllt. Die letzten Abklärungen geben uns eine kleine Enttäuschung: unsere geplante Route wird nicht machbar sein, weil der Canal de l’Aisne à la Marne bei Reims wegen Unterhaltsarbeiten schon geschlossen ist. Nach kurzer Beratung entschliessen wir uns, bis nach Charleville, Richtung belgische Grenze zu fahren. Dass es statt der Rundstrecke nun eine Hin- und Zurückstrecke sein wird, hat auch seine Vorteile; wir können uns mehr Zeit nehmen und die Tagesabschnittplanung wird einfacher.Nachdem wir vom Schiffstechniker hilfreiche Anweisungen erhalten haben, legen wir bei strahlendem Wetter los.

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Nancy und die Mosel
Nancy, grosses Kulturangebot. Faszinierende Tonbildschau auf die Fassade des Rathauses am Place Stanislas. Auf der Rückreise ist der Platz in einen Blumenpark verwandelt. Wir bleiben 3 Tage und erleben tolle Jazz- und klassische Konzerte. Eindrückliche Fahrt auf der Mosel zwischen Nancy und Toul. Übernachten in der freien Natur ist nicht immer möglich, weil die Kanalufer zu flach sind. Doch hier ist es ideal (bei der Brücke über die Meuse bei Troussey). Eine Schleuse wie eine riesengrosse Badewanne, über 7 Meter tief, und so breit, wir könnten mit unserem Boot in der Schleuse spielend wenden (wir bemühen uns natürlich, dass dies nicht passiert!). Beim Schleusen kommt oft ein wenig Spannung auf: funktionieren die technischen Anlagen? müssen wir den Schleusenwärter rufen? hat es Lastkähne, die mit uns schleusen? haben wir eine gute Hand zum Tau werfen, oder steigen wir lieber die Leiter hoch?

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Die Maas
Schöne Anlegestelle bei Sampigny. Inzwischen haben wir Besuch erhalten und geniessen einen Mittagshalt am idyllischen Hafen von Stenay. Wir entdecken eine wunderschöne Stadt, Charleville Das 2-stöckige Karussell steht auf dem grossartig angelegten Place Ducale. Die Stadt mit ihrem prächtigen Place Ducale wurde im 17. Jh. gebaut. Unter einem schattenspendenden Sonnenschirm geniessen wir, ganz à la italianità, eine Pizza.
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Ardennen Kanal
Nach dem Auftanken in Pont-à-Bar fahren wir auf dem Ardennen-Kanal bis La Cassine. Ein herrliches Plätzchen zum draussen essen, bevor wir vor einem Regenguss auf unser Boot flüchten. Eine Fahrradtour führt uns von Dun-sur-Meuse zur eindrucksvollen romanischen Kirche in Mont-devant-Sassey. Sie wurde im 17 Jh. von einer Räuberbande als Festung gebraucht. Brücken über den Kanal bei der Schleuse von Sorcy. Die Kanalbauer mussten sich damals viele technische Lösungen ausdenken. Durch dieses Loch werden wir das Tal der Maas verlassen. Schöne Erinnerungen nehmen wir mit: die Fahrten auf den Flussabschnitten und durch unberührte Landschaften. Da wir im Herbst unterwegs sind, begegnen wir oft nur einzelnen Booten; so kommen wir meistens planmässig vorwärts und geniessen die Beschaulichkeit.

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Rückkehr und Nostalgie
Die historischen Gedenkstätten um Verdun bringen uns zum Nachdenken. Enten, Fischreiher, Kormorane und anderes Gefieder begleiten uns auf dem Wasser. Bei der Schleuse Maixe finden wir eine schöne Anlegestelle im Grünen, geniessen die warme Herbstsonne; ein freundlicher Nachbar beschenkt uns mit Eiern aus seinem Hühnerhof. Von hier aus machen wir einen Fahrradausflug nach Lunéville. Wir bewundern diese schöne Stadt mit dem imposanten Schloss und Park. Der letzte Abend ist da, wir sind zurück im grosszügigen Hafen von Lagarde.
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Die Schiffsabgabe am nächsten Morgen gestaltet sich unkompliziert. So verabschieden wir uns, mit dem Versprechen, noch einen kleinen Reisebericht zu verfassen… Evi & Ruedi Hostettler

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